
1. Kann eine Augensteuerung überhaupt sinnvoll sein, wenn eine Person kognitiv oder körperlich stark eingeschränkt ist?
Ja. Gerade Menschen mit starken motorischen Einschränkungen können Kommunikationshilfen mit manueller Ansteuerung, z.B. mit Touchscreen manchmal nicht ansteuern. Eine gezielte Pupillenbewegung ist z.B. bei Menschen mit ALS noch lange möglich, wenn andere Ansteuerungsmöglichkeiten nicht mehr möglich sind. Auch Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen können von einem auf ihre individuellen Fähigkeiten ausgerichtetes Hilfsmittel profitieren, um Kommunikation, Selbstständigkeit und Teilhabe zu erleben. Nicht selten macht eine Augensteuerung sogar verborgene Kompetenzen im Bereich der Kognition oder Sprache sichtbar.
2. Warum ist es sinnvoll, schon im Kindesalter mit einer Augensteuerung zu beginnen – obwohl noch keine aktive Kommunikation möglich scheint?
Frühe Förderung ist entscheidend. Wenn Kinder erkennen, dass ihre Handlungen oder Äußerungen bestimmte Reaktionen hervorrufen, lernen sie, gezielt zu kommunizieren. Zum Beispiel merken Kinder ohne sprachliche Einschränkungen, dass wenn sie "Mama" sagen, die Mama kommt(Ursache-Wirkungsprinzip). Die Fähigkeit den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung zu erkennen, kann bereits in einem sehr frühen Alter mit einer Augensteuerung erworben werden: „Wenn ich etwas anschaue, passiert etwas.“ Das Erlernen dieser Fähigkeit öffnet die Türen für die weitere Kommunikation und Entwicklung.
3. Welche konkreten Entwicklungsschritte im Bereich der Anbahnung lassen sich durch ein Hilfsmittel, wie z.B. ein Grid Pad mit Augensteuerung, fördern?
Eine Augensteuerung kann:
- visuelle Aufmerksamkeit und gezieltes Sehen fördern,
- erste Entscheidungen ermöglichen,
- Symbolverständnis aufbauen,
4. Reicht es nicht, mit einfacheren Hilfen wie Tastern oder statischen Symboltafeln zu arbeiten?
Nicht immer. Bei vielen Betroffenen sind die motorische Einschränkungen so stark, dass einfache Hilfsmittel nicht bedienbar sind. Die Ansteuerung einer Kommunikationshilfe mit einer Augensteuerung ist dann kein „nächstes Level“, sondern oft die einzige realistische Möglichkeit, überhaupt eigenständig zu kommunizieren. Je nach den vorhandenen kognitiven und sprachlichen Fähigkeiten reichen einfache Hilfen oder Symboltafeln auch inhaltlich nicht aus, um eine entsprechende Alltagskommunikation zu ermöglichen.